Warum das Einhalten von Nutzungsrechten für Models unverzichtbar ist.

Ein Model zeigt sein/ihr Gesicht für ein Produkt oder Unternehmen. Manchmal ändert sich das Leben eines Models und möchte unter Umständen nach einer Zeit nicht mehr als Gesicht des Unternehmens zur Verfügung stehen. Das kann Image- oder private Gründe haben. Es hängt allerdings auch häufig mit der nicht angemessenen Vergütung analog zur Nutzung zusammen. Wenn die Nutzungsrechte zeitlich uneingeschränkt vergeben sind, kann das Unternehmen weiterhin das Bild des Models verwenden. Wenn Nutzungsrechte definiert sind, ist ganz klar geregelt, wie lange das Material verwendet wird und das Model kann sich hierauf einstellen. Auch können sich die Unternehmen sicher sein, dass ihnen in dieser Zeit keine rechtlichen Probleme drohen. Ich selbst habe als Bookerin schon oft erlebt, wie Models nach einiger Zeit ihre Meinung geändert haben und die Verwendung ihres Bildes einschränken wollten. Wenn ich ihnen dann aber später erklären musste, dass die Nutzungsrechte zeitlich uneingeschränkt vergeben wurden, konnte ich nichts mehr tun. Das hat immer zu unangenehmen Situationen geführt und schließlich auch zu Streitigkeiten zwischen Kund:innen und Model.

Wenn ein Model für ein Stockshooting zur Verfügung stand, weiß es zum Beispiel nicht, in welchem Zusammenhang die Bilder verwendet werden. Es kann passieren, dass das Model später in Verbindung mit einem Produkt gesehen wird, welches es nicht unterstützt oder sogar ablehnt. Das kann zu erheblichen Problemen führen und das Image des Models beschädigen.

Ein Model muss meistens angeben, für den es bereits geworben hat, bzw. für welche Konkurrenzunternehmen und welche Nutzungsrechte hier für wie lange eingekauft wurden. Wenn ein Model uneingeschränkte Rechte vergeben oder Stockshootings gemacht hat, können ihm/ihr hierbei für Folgejobs Nachteile entstehen, da es für Konkurrenzunternehmen des Unternehmens, für das es bereits geworben hat, blockiert ist, oder durch das Stockshooting nicht weiß, für wen es sein/ihr Gesicht eingesetzt wird. Deshalb ist es wichtig, dass Models sich gut überlegen, welche Rechte sie vergeben, zu welchem Preis und in welchem Zusammenhang ihre Bilder verwendet werden.

Ich selbst war Zeugin eines Gerichtsprozesses, in dem ein Model die Nutzungsrechte für ein Konkurrenzunternehmen nicht korrekt weitergegeben hatte und daraufhin auf Schadensersatz verklagt wurde.

Hier sieht man, zu welchen Problemen dies führen kann.

Auch die Bezahlung spielt eine wichtige Rolle in unserem Business. Oftmals wird pauschal für das gesamte Shooting bezahlt. Es gibt Fälle, in denen ein Model nur eine Gage von wenigen hundert Euro erhält, obwohl die Verwendung der Bilder später hohe Gewinne bringt. 

Es geht aus meiner Sicht immer um die angemessene Vergütung, wie man es auch im Urheberrecht findet.

Daher plädiere ich dafür, dass Unternehmen nur noch eingeschränkte Nutzungsrechte anfordern sollten oder zumindest eine klare Absprache mit den betroffenen Personen treffen müssen. Es geht hier schließlich um Respekt vor der Privatsphäre eines jeden Menschen und darum sicherzustellen, dass jederzeit klar ist, wer welche Nutzungsrechte wie lange und für welche Werbemittel besitzt. Insgesamt halte ich es daher für unbedingt notwendig, sich Gedanken über diese Thematik zu machen – sowohl aus Sicht von Modells als auch aus Sicht von Unternehmen! Für die Models kann gesagt werden: Das Modelbusiness kann sehr lukrativ sein, birgt aber auch einige Risiken und Fallstricke. Um erfolgreich zu sein, sollte man seine Rechte kennen, ein gewisses Grundwissen mitbringen und natürlich eine professionelle Agentur haben, die sich für faire Bezahlung & Nutzungsrechte einsetzt.

Auch die Modelagenturen leben zum Beispiel von nachträglich eingekauften Nutzungsrechten, die wir für unsere Models aushandeln. 

Es gibt bereits einige Agenturen und Fotografen, die solche Einschränkungen berücksichtigen und ihren Kunden entsprechende Optionen anbieten. Es gilt immer wieder abzuwägen, ob der Nutzen einer Zusammenarbeit größer als das Risiko eines möglichen Imageschadens oder finanziellen Verlusts durch schlecht ausgehandelte Verträge etc., denn am Ende des Tages muss jeder selbst entscheiden, welche Karrierewege eingeschlagen werden sollen, um glücklich & erfolgreich in diesem Business arbeiten zu können! Ich denke jedoch positiv: Immer mehr Menschen achten darauf, woher ihre Kleidung kommt oder wer hinter dem Produkt steht - warum also nicht auch darauf achten, wer und zu welchen Rechten dafür wirbt? Wir alle haben eine Stimme - nutzen wir sie! Wir können gemeinsam eine positive Veränderung bewirken.

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